Mit Erdgas werden die Klimaziele nicht erreicht.
Der weltweite Gasverbrauch steigt kontinuierlich. Erdgas weist von den fossilen Energieträger die höchste Wachstumsrate auf (2020). Insbesondere die Entwicklungs- und Schwellenländer verzeichnen einen starken Anstieg. Einzig in Europa stagniert der Verbrauch, da das Erdgas politisch und aus Klimasicht umstritten ist.
Aufstieg zur Übergangstechnologie.
Gemeinsam mit dem russisch-zentralasiatischen Raum gehört Europa mit Nordamerika noch immer zu den beiden grössten Teilmärkten. Der Verbrauch wuchs vor allem in den 1970ern. Ursache sind die damaligen Erdgasfunde in den Niederlanden, Grossbritannien und Norwegen, infolgedessen der Energieträger vermehrt auch für die Stromerzeugung eingesetzt wurde. Global wird der fossile Energieträger, der hauptsächlich aus Methan besteht, insbesondere für die Beheizung von Gebäuden oder thermische Prozesse in der Industrie genutzt. Gerade für die Wärmeerzeugung ist Erdgas immer mehr als Alternative und Konkurrent zu Erdöl und Kohle aufgestiegen. Ebenso wird Erdgas für die Stromerzeugung und als Treibstoff gebraucht.
Erdgas ist abhängig von einem Pipeline-Netz.
Im Unterschied zu anderen fossilen und den nuklearen Energieträgern ist Erdgas flüchtig. Daher hat sich kein einheitlicher Weltmarkt ausgebildet, sondern es sind regionale Märkte entstanden, die über ein entsprechendes Pipeline-Netz zwischen Produzent:innen und Abnehmer:innen verbunden sind. Ein überregionaler Gasaustausch kann über verflüssigtes Erdgas (Liquid Natural Gas, LNG) erfolgen. Hierfür ist eine aufwändige Infrastruktur erforderlich, bestehend aus Verflüssigungsanlagen, Häfen, Schiffen und Vergasungsanlagen. 2020 wurden weltweit 59,8% der Gasexporte via Pipeline und 40,2% als Flüssiggas (LNG) exportiert.
Bewegung im europäischen Markt.
Auch die Reserven und Produktion von Erdgas sind global ungleich verteilt. Produzenten und Exporteure sind insbesondere der Nahe Osten, Afrika, und Russland. Für Europa – ebenso wie der asiatisch-pazifische Raum traditionell Netto-Importeur – ist der Importanteil stark gewachsen. Nordamerika, insbesondere die USA, ist hier ein Sonderfall. Durch die verstärkte unkonventionelle Erdgas-Förderung wandelten sie sich vom Netto-Importeur zum Netto-Exporteur. Mit LNG-Exporten diversifizierten sie den internationalen Gasmarkt und konkurrenzieren in Europa mit Russland, welches bis anhin zur Hälfte die EU mittels Gas-Pipelines versorgt. Mit dem Ukraine-Krieg wird die USA noch stärker in den Markt drängen.
Die SES sagt:
Die Klimaziele machen klar, dass wir uns von fossilen Gasanwendungen verabschieden müssen. Neue Erdgas-Pipelines ebenso wie neue LNG-Terminals sind vor diesem Hintergrund weder notwendig noch zielführend. Zwar hat der Krieg in der Ukraine das öffentliche Bewusstsein für geopolitische Verstrickungen fossiler Abhängigkeiten geschärft. Die kurzfristige, politisch motivierte Abkehr von russischem Erdgas hin zu mehr LNG-Importen birgt jedoch die Gefahr, mit dem Bau kostspieliger LNG-Terminals neue Abhängigkeiten zu schaffen, die den Ausstieg aus den fossilen Energien hinauszögern.
Léonore Hälg
Leiterin Fachbereich erneuerbare Energien & Klima
+41 44 275 21 24
leonore.haelg@energiestiftung.ch
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