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Energie und Umwelt - Verzichten verboten?

Die Bedeutung der Atomkraft nimmt ab

Der neuste World Nuclear Industry Status Report (WNISR) zeigt: Der Atomanteil am globalen Strommix sinkt. Heute bauen fast nur noch Atomwaffenstaaten Atomkraftwerke.

Von Fabian Lüscher*

Die französische AKW-Flotte streikt und stürzt Europa in eine Stromkrise, das AKW Saporischschja wird zum Kriegsschauplatz und in der Schweiz beschwören die Gegner:innen der Energiewende abermals ein Atom-Revival. Zeit für einen Blick auf die weltweite Entwicklung: Verpasst die Schweiz gerade einen Atomtrend?

Die Grafik stammt aus dem World Nuclear Industry Status Report 2022, den die SES mitfinanziert.

Kleinster AKW-Anteil am globalen Strommix seit 40 Jahren

Im vergangenen Jahr wurden weltweit 9,8% des Stroms mit Atomkraft erzeugt. Das ist der tiefste Wert seit vier Jahrzehnten. Die relative Bedeutung der Atomenergie nimmt also ab, auch wenn die absolute Atomstrommenge 2021 mit 2'653 TWh fast einen Höchstwert erreicht hat. Mit dem Tempo der Elektrifizierung und dem Zubau der Erneuerbaren kann die Atomindustrie nicht mehr mithalten.

Wind und Sonne haben 2021 mehr Strom produziert als Atomkraftwerke. Investitionen in AKW rechnen sich schlicht nicht mehr. Dennoch befinden sich noch immer gut 50 Reaktoren im Bau. 87% davon werden von Atomwaffenstaaten hergestellt. Die Atomindustrie konzentriert sich heute im Wesentlichen in zwei Staaten: China baut im Inland, Russland baut im Ausland. Ein globaler Atom-Boom scheint indes in weiter Ferne.

Und in der Schweiz?

Die Schweizer Energieversorger werden nicht müde zu betonen, dass sie Investitionen in neue AKW ausschliessen. Damit liegen sie im Trend: In Wind und Sonne wurde im vergangenen Jahr weltweit rund zehnmal mehr investiert als in die Atomenergie.

Nein. Mit dem Verzicht auf neue AKW verpasst die Schweiz nichts. Ein beschleunigter Ausbau erneuerbarer Kapazitäten leistet einen Beitrag dazu, die teure, risikobehaftete und eng mit militärischen Programmen verbandelte Atomindustrie weiter zu marginalisieren.

*Der Autor

Fabian Lüscher

Fabian Lüscher

ehem. Leiter Fachbereich Atomenergie SES

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