Mit den Unsicherheiten rund um das Stromabkommen mit der EU und den Stromengpass-Szenarien des Bundes werden von verschiedener Seite längere AKW-Laufzeiten ins Spiel gebracht. Doch was heisst es, ein Atomkraftwerk, das für 40 Jahre Laufzeit ausgelegt wurde, im Langzeitbetrieb zu betreiben? Dieser Frage ist Prof. Mertins von der TH Brandenburg in einer Studie am konkreten Beispiel des AKW Leibstadt nachgegangen. Dieses hat sich 2021 einer grösseren Revision unterzogen. Dabei stand nicht in erster Linie die Reaktorsicherheit im Zentrum, sondern eine Leistungssteigerung, welche auf einen angepeilten Langzeitbetrieb hindeutet.
Zahlreiche Mängel im AKW Leibstadt
Die Studie zum AKW Leibstadt weist Abweichungen zum internationalen Stand von Wissenschaft und Technik aus. Zu den wichtigsten gehören:
- Verschiedene Sicherheitssysteme erfüllen heutige Anforderungen hinsichtlich Redundanz und Diversität (z.B. RDB-Füllstandsmessung) nicht.
- Das gestaffelte Sicherheitskonzept kann im AKW Leibstadt nicht konsequent sichergestellt werden, wie dies der Stand von Wissenschaft und Technik verlangt.
- Das AKW Leibstadt ist nicht vollständig gegen den Absturz eines heute üblichen Flugzeugtyps geschützt.
- Das AKW Leibstadt bezieht Kernschmelzszenarien nicht in die Sicherheitsbewertung
Die Schweiz kennt heute kein Konzept für verlängerte Betriebszeiten von AKW, das diese Defizite beheben soll. Aus Sicht der SES besteht klar Handlungsbedarf auf gesetzgeberischer Ebene. Sie fordert die Politik dazu auf, die Gefahren des verlängerten AKW Betriebs ernst zu nehmen und entsprechende Grundlagen im Kernenergiegesetz zu schaffen.