energiestiftung.ch energiestiftung.ch Magazin 2024-03-Energie&Umwelt → Kommentar zur BFH-Umfrage
Energie und Umwelt - Das Stromgesetz

Verbesserung der Rahmenbedingungen statt Appelle an die Eigenverantwortung

Kommentar zur Suffizienz-Umfrage der Berner Fachhochschule
(vgl. Fokus-Artikel im Magazin Energie & Umwelt 3/2024)

Die BFH-Umfrage bestätigt die Erkenntnisse aus den SES-Suffizienzprojekten der letzten Jahre: Eingriffe in die empfundene oder tatsächliche individuelle Freiheit akzeptiert die Mehrheit der Bevölkerung nicht, solange die Rahmenbedingungen auf einen nicht-suffizienten, verschwenderischen Umgang mit Energie ausgerichtet sind. Eine höhere Akzeptanz geniessen umweltfreundlichere Infrastrukturen sowie strengere Anforderungen und mehr Transparenz für energie- und ressourcenintensive Branchen und Produkte.

Die SES wird sich deshalb weiterhin darauf konzentrieren, die rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen anstelle der individuellen Konsumentscheide in den Mittelpunkt zu stellen:

  • Eklatante Fehlanreize korrigieren – z. B. umweltschädliche und ungerechte Subventionen oder Steuererleichterungen wie jene für den Flugverkehr beseitigen. Hiervon profitiert meist nur eine privilegierte Branche oder Minderheit auf Kosten der Umwelt und der Allgemeinheit.

  • Verbesserungen dort erwirken, wo die Akzeptanz für Suffizienz-Massnahmen bereits hoch ist: klare Anforderungen an Wirtschaft und Politik bezüglich Qualität, Standards und Transparenz in Bezug auf den Energie- und Ressourcenverbrauch, CO2-Emissionen und graue Energie.
    Dazu gehört auch der Ausbau von umweltfreundlichen Alternativen wie internationale Zugverbindungen, Carsharing-Angebote und Sanierungen statt Ersatzneubauten.

  • Sensibilisierung und Schulung von Fachleuten und Entscheidungsträger:innen: Suffizienz ist keine Ideologie, sondern beruht auf wissenschaftlichen Grundlagen.
    Es muss bekannter werden, dass eine Mehrheit der Bevölkerung von Massnahmen wie Energie-Lenkungsabgaben oder progressiven Energietarifen profitieren würde. Eine intelligente Reduktion des Energie- und Ressourcenverbrauchs bringt einen Gewinn an Lebensqualität. «Besser leben statt viel brauchen», lautet die Devise.

Wenn wir in diesen drei Handlungsfeldern Verbesserungen erzielen, sind Politik und Bevölkerung auch eher zu anspruchsvolleren, heute unpopulären Massnahmen bereit.

Michael Frank

Thomas Wälchli

Leiter Fachbereich Nachhaltige Energienutzung