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Dezentrale Wasserstoff-Speicher: Beitrag für den Winter-Strom

Stefan Kälin,

Mit der Elektrifizierung von Wärmeversorgung und Mobilität steigt der Strombedarf, insbesonder im Winter. Wenn sich die Rahmenbedingungen verbessern, könnten Wasserstoffspeicher in Wohnsiedlungen zur sicheren Versorgung beitragen, ist Stefan Kälin, Präsident der Baugenossenschaft Zurlinden, überzeugt.

Die Baugenossenschaft (BG) Zurlinden legt Wert auf ökologische Nachhaltigkeit und hat auch den Mut zu Innovationen. Sie hat in mehreren ihrer Liegenschaften im Raum Zürich Erfahrungen mit unterschiedlichen Technologien zur Stromspeicherung gesammelt, darunter Lithium-Akkus und verschiedene Wasserstoff-Speicher.

Die Stromspeicherung mit Lithium-Akkus ist bewährt, weist aber Nachteile auf: die Energiedichte ist mit rund 80 Kilowattstunden (kWh) pro Kubikmeter eher gering, die Wirtschaftlichkeit oft nicht gegeben, die Ökobilanz nicht optimal und eine längerfristige Speicherung über Monate kaum möglich. Wasserstoffspeicher eignen sich dank höherer Energiedichte von etwa 900 kWh pro Kubikmeter besser dazu.

Ausgeglichene Gesamtrechnung

In der Überbauung Hüttengraben in Küsnacht ZH ist ein solcher installiert. Er ermöglicht in einem der acht Gebäude eine nahezu autarke Stromversorgung für die Wärmepumpe, auch im Winter. Der Speicherpreis pro Kilowattstunde liegt zwar deutlich höher als bei einem Lithium-Akku, dank der effizienten Wärmepumpe und der Vergütung für überschüssigen Solarstrom liegt der Wärmepreis mit ca. 12 Rappen pro kWh in der Gesamtrechnung auf einem marktüblichen Niveau.

Potenzial für Winterstrom landesweit vorhanden

Das Beispiel zeigt: für Wasserstoffspeicher besteht ein wirtschaftlicher Anwendungsbereich, insbesondere für gut gedämmte, energieeffiziente Gebäude mit Wärmepumpen und einer Solarstromproduktion, die über dem Eigenverbrauch an Haushaltsstrom liegt. Hochgerechnet könnten die gut 330 000 mit Wärmepumpen ausgestatteten Wohngebäude in der Schweiz (Stand 2022) so zusammen rund eine Terawattstunde Strom speichern – und damit einen wichtigen Beitrag für die Winter-Stromversorgung leisten.

Fehlender regulatorischer Rahmen

Allerdings liegen die Anschaffungskosten noch deutlich höher als für Lithium-Akkus, die Installation und Einrichtung sind wartungsintensiv und der Markt ist erst im Aufbau. Vor allem aber fehlen die Grundlagen und Richtlinien für eine technische, wirtschaftliche und ökologisch sinnvolle Anwendung von Wasserstoff-Speichern:

  • Eine Speicherstrategie des Bundes und der Elektrizitätsbranche für die Anwendung der verschiedenen Speichertechnologien,
  • Bestimmungen in der Wasserstoffstrategie des Bundes zur Anwendung von dezentralen Speichern (Gebäudetypen, Regionen, Sektorkopplung Wasserstoff - Wärmepumpen),
  • die Berücksichtigung der verschiedenen Speichertechnologien und der Sektorkopplung in kommunalen, regionalen und kantonalen Energieplanungen
  • sowie die Prüfung einer finanziellen Förderung von Wasserstoffspeichern als Beitrag zur Versorgungssicherheit im Winter.

Überschüssigen Solarstrom nutzbar machen

Die nachhaltige und innovative BG Zurlinden wird weiterhin verschiedene Speichertechnologien anwenden und erproben, um den Solarstrom ihrer Liegenschaften optimal zu nutzen. Unsere Wasserstoffspeicher ermöglichen dabei eine Umwandlung des im Sommer im Überfluss vorhandenen Solarstroms in wertvollen Winterstrom. Diese Speicher produzieren zwar selbst keine Energie, aber «veredeln» sie durchaus.

Stefan Kälin

Präsident der Baugenossenschaft Zurlinden und Geschäftsführer von Kälin Müller Elektro, Zürich



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