energiestiftung.ch energiestiftung.ch Magazin 2022-04-Energie&Umwelt → Editorial - Die Qual der Wahl

Die Qual der Wahl

Seit ich mich vegetarisch ernähre, habe ich es viel einfacher im Restaurant. Anstatt die ganze Karte hindersi und fürsi durchzuwälzen, habe ich die Wahl aus einer kleinen, aber meist feinen Anzahl Gerichte.

Editorial von Anna Schneider

Liebe Leserinnen und Leser

Als Teil der Generation Y kenne ich das Gefühl der Überforderung bei einer Überzahl an Optionen. An welchen Event soll ich heute gehen? Welcher Kleidungsstil widerspiegelt meine Persönlichkeit? Wohin zieht es mich beruflich und was will ich eigentlich mit meinem Leben anfangen? Theoretisch stehen mir alle Möglichkeiten offen. In der Realität schliesst jeder Entscheid für etwas aber viele andere, vielleicht bessere Optionen aus. Das nennt man «the fear of missing out».

Also drehe ich den Spiess einfach mal um und beginne bewusst, meine Optionen einzuschränken. Denn Verzicht ist das Gebot der Stunde. Der Bund hat mit Blick auf die Energiekrise eine Energiespar-Kampagne lanciert. Wir sollen etwas kürzertreten und unseren alltäglichen Energiekonsum hinterfragen. Was die Bundeskampagne ausblendet: Diese Verhaltensänderungen machen nicht nur diesen Winter, sondern auch weit darüber hinaus Sinn. Doch Verzicht ist gemeinhin negativ konnotiert und wird als inakzeptable Einschränkung sowie Freiheitsberaubung angesehen. Ist dem wirklich so? Bewusster konsumieren heisst doch auch bewusster leben. Meiner Angst, etwas zu verpassen, trete ich entgegen, indem ich bewusst verpasse. Aber damit eben auch bewusst erlebe! Es ist enorm befreiend, zu merken: Ich bin nicht unglücklicher, weil ich kein Lammrack mehr esse. Im Gegenteil – mein Kopf ist nicht mehr damit beschäftigt, mich ständig mit allen und allem zu vergleichen. Plötzlich habe ich Raum für die wirklich zentralen Fragen: Was ist mir wichtig im Leben?

Was ist Ihnen wichtig? Und worauf könnten Sie im Umkehrschluss verzichten? Um Verzicht und Verhaltensänderung geht es auch auf den folgenden Seiten. Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Lesen.

Anna Lydia Schneider

Anna Lydia Schneider

ehem. Programm-Mitarbeiterin

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