energiestiftung.ch energiestiftung.ch Magazin 2024-04-Energie&Umwelt → Editorial - Aufbruch in die Sackgasse
Energie und Umwelt - Das Stromgesetz

Aufbruch in die Sackgasse

Der Bundesrat will das AKW-Neubauverbot aufheben. Energieminister Rösti macht seinen SVP-Freund:innen ein riesiges Geschenk. Nukleare Dampfmaschinen sollen wieder als «Option» durchgehen. Atomenergie war und ist eine Ersatzreligion: der Traum vom kostenlosen Perpetuum mobile, vermengt mit militärischen Allmachtsphantasien.

Editorial von Rudolf Rechsteiner, Wissenschaftsbeirat SES

Liebe Leserinnen und Leser

Die Realität ist anders. Die Erzeugung von Sonnen- und Windstrom legt weltweit alle fünf Tage um ein «Gösgen» zu; in der Schweiz gehen pro Werktag 200 neue Solarstromanlagen in Betrieb. Seit der letzten «Atomrenaissance» (2008), als Alpiq, Axpo und BKW drei neue Atomreaktoren ankündigten, hat sich die Stromwelt verändert:

  • Es herrscht Wettbewerb. Die Netze bleiben ein Monopol, sind aber geöffnet. Kraftwerke aus ganz Europa liefern sich einen Preiskampf um die billigste Kilowattstunde. Die Strompreise kennen nur eine Richtung: nach unten.
  • Keiner der drei Atomkonzerne will heute noch neue Reaktoren, geschweige denn die Eigentümer-Kantone, wenn es Geld kostet.
  • Mehrkosten lassen sich nicht wie damals auf die Tarife überwälzen. Es gilt freie Wahl der Lieferant:innen!
  • Sonne, Wind, Wasser und Speicher (SWWS) garantieren die Versorgungssicherheit schneller und billiger. Vorausgesetzt, der Ausbau wird nicht wieder blockiert.

Namhafte politische Kräfte schwören auf die Atomenergie. Fürs Tagesgeschäft brauchen sie Geld. Oligarchen unterstützen sie: Milliardärsfamilien – die Blochers und Aegerters, – vielleicht andere mit wirtschaftlichen oder politischen Interessen. Nur ein paar zusätzliche Stimmen genügen für eine Atommehrheit in Bern.

Albert Rösti hat einen Plan. Er will die nuklearen Risiken um Jahrzehnte verlängern. Darum sein Ammenmärchen, ohne Atomstrom gehe es nicht. Der Ruf nach Aufhebung des Neubauverbots ist das Sprungbrett für Subven- tionen an alte AKW, bis neue Reaktortypen ins Spiel kommen.Dagegen werden wir uns wehren. «SWWS» ist schneller, besser und billiger.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen eine inspirierende Lektüre dieses Magazins.

Dr. Rudolf Rechsteiner

Verwaltungsrat des Basler Netzbetreibers iwb
Dozent für erneuerbare Energien ETH Zürich
SP-Nationalrat 1995–2010

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