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Fehlerkultur? Fehlanzeige.

Fabian Lüscher,

28 Jahre lang blieb ein Sicherheitsmangel im AKW Beznau unentdeckt. Danach liess das ENSI verlauten, Sicherheit sei kein Zustand, sondern ein Prozess. Richtlinien sollten angepasst werden. Nun liegt der revidierte Entwurf zu «G07», einer der einschlägigen Richtlinien vor, ohne dass das eigentliche Problem angegangen wird, wie die Schweizerische Energie-Stiftung SES kritisiert.

Im Durchschnitt ereignen sich im AKW-Beznau jedes Jahr acht meldepflichtige Vorkommnisse. Von besonderer Tragweite war der sogenannte Schockabsorber-Vorfall. Eine sicherheitsrelevante Montageabweichung an Notstromdieselgeneratoren, die in den 1990er Jahren installiert worden waren, ist 28 Jahre lang unentdeckt geblieben. Erst im Dezember 2020 wurde erkannt, dass eine Erdbeben-Schutzvorrichtung, die bei den Sicherheitsberechnungen als vorhanden angenommen wurde, in der Realität gar nie eingebaut war. Betreiber und Aufsicht reagierten betroffen und versicherten, alles zu unternehmen, um so gravierende Fehler künftig auszuschliessen.

Richtlinie zielt am Kern vorbei

Inzwischen wurde eine der einschlägigen ENSI-Richtlinien revidiert. Die Richtline «G07» soll unter anderem regeln, dass Annahmen, Dokumentation und Realität übereinstimmen (Konfigurationsmanagement). Der neue Entwurf führt allerdings weiterhin nicht aus, wie die AKW-Betreiber zu überprüfen haben, dass diese Übereinstimmung tatsächlich gegeben ist. Er enthält keine Präzisierung, keinen Ausbau und keine konkrete Vorgehensweise zur Stärkung des Konfigurationsmanagements.

Aus dem Vorfall nichts gelernt?

Um tatsächlich sicher sein zu können, dass die Annahmen für die Risikobeurteilung mit der Realität übereinstimmen, müsste zunächst der Ist-Zustand aller Schweizer Atomkraftwerke vollständig erfasst werden. Denkbar wäre etwa, dass die Betreiber einen «digitalen Zwilling» ihrer Anlagen erstellen und laufend aktualisieren müssten. Im vorliegenden Richtlinien-Entwurf sucht man nach entsprechenden Ansätzen indes vergebens. Fabian Lüscher, Fachbereichsleiter Atomenergie bei der SES, kritisiert: «Wenn man aus dem Schockabsorber-Vorfall tatsächlich etwas gelernt hat, muss die vorliegende Richtlinie noch einmal grundlegend überarbeitet werden. Der aktuelle Entwurf bietet keinerlei Lösung für das eigentliche Problem.»

Leiterin Fachbereich Atomenergie

Stephanie-Christine Eger

Leiterin Fachbereich Atomenergie
+41 44 275 21 20
stephanie.eger@energiestiftung.ch



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