Suffizienz im Schlaraffenland
Othmar Reichmuth,
Als Politiker ist das attraktiver, als auf Ver-zicht oder Suffizienz zu setzen. Ich habe es mit meiner Motion trotzdem gemacht. Diese ist zu meiner Überraschung von Bundesrat und Parla- ment angenommen worden. Nur: Was passiert jetzt damit? Wir brauchen echte Verhaltensänderungen. Stellen Sie sich vor, wir würden durch Mitfahrorganisation die Personenzahl pro Auto beim Pendlerverkehr von 1,12 auf 2 Personen erhöhen. Was das an Energie einsparen und zudem die Strassen entlasten würde! Oder im privaten Bereich: die Wohnfläche pro Kopf um ein paar Quadratmeter reduzieren, die Raumtemperatur optimal einstellen, richtig lüften oder den Deckel auf den Kochtopf legen. Kleine Sachen mit grosser Wirkung, wenn es die Masse macht.
Verhaltensänderungen kann man nicht per Gesetz verordnen, aber durchaus mit Anreizen in die gewünschte Richtung lenken. Wirkungsvoll wäre natürlich eine massive Verteuerung der Energie – das ist aber politisch nicht opportun und würde auch unsere Wirtschaft treffen. Es braucht eine Bewegung – der Minderverbrauch von Energie muss hip werden. Das geht nur mit Wissen, Ausbildung, Lenkung – und wenn dann noch ein paar prominente Persönlichkeiten glaubhafte Vorbilder wären, könnte es sogar klappen.
Ich bin gespannt, mit welchen Vorschlägen der Bundesrat die Motion umsetzen will. Das hätte ich gerne aktiv mitbegleitet. Dabei ist für mich klar: Reine Appelle an unsere Wohlstandsgesellschaft werden wenig Wirkung zeigen!
Othmar Reichmuth
Alt-Ständerat CVP/SZ und SES-Beirat