Wertschöpfungs- und Arbeitsplatzpotential einer beschleunigten Energiewende

Valentin Schmidt,

September 2021 - Eine raschere Gangart bei der Energiewende ist dringend nötig. Und sie lohnt sich – nicht nur fürs Klima, sondern auch für die Volkswirtschaft. Speziell Gewerbezweige, die in den Bereichen Gebäudesanierung und Heizungsersatz tätig sind, aber auch Wind- und Photovoltaikanlagebauer:innen generieren mehr Wertschöpfung und bis zu 87'000 neue Arbeitsplätze.

Die Zürcher Fachhochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW hat im Auftrag der SES den volkswirtschaftlichen Nutzen des Ausbaus der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz in der Schweiz analysiert. Spezifisch wurde das inländische Wertschöpfungs- und Arbeitsplatzpotential, sowie die Wirtschaftlichkeit des Ausbaus der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz von 2021 bis 2035 in zwei Szenarien untersucht: Das erste Szenario (Referenzszenario) orientiert sich an den Energieperspektiven 2050+ des Bundes (ZERO Basis). Das zweite Szenario (Ausbauszenario) nimmt einen beschleunigten Ausbau an, wie er zur Begrenzung der Klimaerhitzung auf 1.5 Grad notwendig ist. Dadurch können die Treibhausgasemissionen bis 2035 auf netto null gesenkt werden, während der Bund dafür bis 2050 veranschlagt.

Die zentrale Erkenntnis: Das Wertschöpfungspotential des raschen Handelns ist um mehr als 80 Prozent höher als im zögerlicheren Szenario des Bundes. Bis 2035 schaffen energetische Gebäudesanierungen, erneuerbare Heizsysteme und Photovoltaik-, Windstrom- und solarthermische Anlagen rund 144.9 Milliarden Franken inländische Wertschöpfung – über die gesamte Lebenszeit dieser Anlagen betrachtet sogar 187.1 Milliarden Franken.


Grafik: ZHAW

87'000 neue Arbeitsplätze

Das grosse Wertschöpfungspotential schlägt sich auch in Form von neuen Arbeitsplätzen nieder. Wie in der nachfolgenden Grafik zu sehen ist, entstehen beim beschleunigten Ausbauszenario rund 87'000 Arbeitsplätze. Die Aufteilung nach Arbeitsschritten zeigt, dass die Montage der neuen Anlagen sowie die Gebäudesanierungen mit rund 52 Prozent den Löwenanteil ausmachen. «Unsere Analyse kommt zum Schluss, dass ein forciertes Tempo bei den untersuchten Klimaschutzmassnahmen die Schweiz volkswirtschaftlich günstiger zu stehen kommt als ein Hinauszögern, wie der Bund das vorsieht», bilanziert Professor Jürg Rohrer, Leiter der ZHAW-Gruppe erneuerbare Energien.

Grafik: ZHAW

Abgrenzung

Die ZHAW-Studie untersucht die inländische Wertschöpfung, die Arbeitsplätze und die volkswirtschaftlichen Kosten, welche der beschleunigte Ausbau der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz in der Schweiz schaffen. Es ist wichtig zu betonen, dass nur die direkten Effekte untersucht wurden. Indirekte Effekte, wie erhöhte Steuereinnahmen, zusätzliche Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Zulieferindustrie und durch Exporte und die Förderung der Innovation in der Schweizer Industrie wurden nicht berücksichtigt. Auch die gesellschaftlichen Vorteile eines beschleunigten Ausbaus der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz, wie die Senkung der Treibhausgasemissionen und die Förderung der Energiewende, wurden nicht untersucht. Diese sind aber wichtig in einer umfassenden Beurteilung der einzelnen Massnahmen.

Die Studie wurde von der Flumroc AG finanziell unterstützt. Die wissenschaftliche Unabhängigkeit blieb gewahrt.

Fachbereich Energiesuffizienz & Klima

Thomas Wälchli

Leiter Fachbereich Nachhaltige Energienutzung
+41 44 275 21 23
thomas.waelchli@energiestiftung.ch



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