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Die Energiewende kommt – aber sie kommt zu spät

Valentin Schmidt,

Heute hat das Bundesamt für Energie erste Ergebnisse der neuen Energieperspektiven 2050+ präsentiert. Die gute Nachricht vorab: Die Energiewende ist möglich. Die Modellrechnungen zeigen, dass die Schweiz das Netto Null-Ziel erreichen kann. Die SES ist jedoch überzeugt, dass der anvisierte Zeitplan zu gemächlich ist. Es braucht mehr Tempo!

Anstatt mit dem Ausbau der neuen erneuerbaren Energien vorwärts zu machen, verschleppen die Modellierungen des Bundesamts für Energie diesen auf die Zeit nach 2035. Zwischen 2020 und 2035 sollen knapp 1 Terrawattstunde (TWh) pro Jahr und zwischen 2035 und 2050 1,5 TWh pro Jahr ausgebaut werden. Felix Nipkow, Leiter Fachbereich erneuerbare Energien bei der SES und Teil der Begleitgruppe der Energieperspektiven, beurteilt die Resultate wie folgt: «Wenn die Erderwärmung nicht über 1,5°C liegen soll und wir unsere Atomkraftwerke ersetzen wollen, müssen wir die Energieproduktion durch erneuerbare Energien im Inland viel schneller steigern. Die Schweiz verfügt über gute Voraussetzungen und die notwendigen Technologien dazu.» 

Energieversorgung einheimisch und erneuerbar sicherstellen

Das Klima ist dabei nicht der einzige Aspekt, der Felix Nipkow zu denken gibt: «Die Energieperspektiven 2050+ zeigen bis 2035 eine steigende Abhängigkeit von Stromimporten. Das ist aber ausgerechnet die Zeit, in der auch unsere Nachbarländer ihre fossilen und nuklearen Kraftwerke abstellen.» Nipkow resümiert: «Mehr Tempo, das ist nicht nur fürs Klima notwendig, es hilft auch unserer Versorgungssicherheit – und der einheimischen Wirtschaft».

Vorwärts machen lohnt sich mehr

Die Energieperspektiven weisen Mehrinvestitionen von rund 8% gegenüber einem Weiter-wie-bisher-Szenario aus. Klimafolgeschäden und externe Kosten des Weiter-wie-bisher, aber auch Beschäftigungseffekte bei den Netto-Null-Szenarien, werden dabei allerdings nicht betrachtet. 14'000 neue Arbeitsplätze könnten alleine im Bereich der Photovoltaik geschaffen werden, zeigte jüngst die ZHAW in einer im Auftrag der SES publizierten Studie. «Es braucht eine gesamtvolkswirtschaftliche Betrachtung, sonst machen diese Zahlen wenig Sinn», kritisiert Felix Nipkow die Aufstellung. Eine solche stellt das Bundesamt für Energie immerhin für nächstes Jahr in Aussicht.

Energieperspektiven – Energiewende als einzige Option

Die Energieperspektiven des Bundes – die offizielle Modellierung von Energieverbrauch und -produktion für die kommenden Jahre – belegen, dass die Schweiz ihren Strombedarf dank Energieeffizienzmassnahmen und dem Ausbau erneuerbarer Energien bis 2050 zu decken vermag. Auch die mit dem Klimaabkommen von Paris und dem bundesrätlichen Netto Null-Ziel bis 2050 gesteckten energiepolitischen Ambitionen können wir realisieren. Erstmals wird damit die Energiewende als die einzige Option für die zukünftige Energieversorgung der Schweiz betrachtet. Somit wird eine zentrale Forderung, welche die SES seit über 40 Jahren stellt, endlich Realität.

» zu den Energieperspektiven 2050+

Fachbereich Energiesuffizienz & Klima

Thomas Wälchli

Leiter Fachbereich Nachhaltige Energienutzung
+41 44 275 21 23
thomas.waelchli@energiestiftung.ch



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