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Der Bundesrat fährt beim Gas auf Sicht - Die SES schlägt Drei-Punkte-Plan vor

Valentin Schmidt,

Der Bundesrat hat heute das Anlegen von Gasreserven für den kommenden Winter angeordnet, um möglichen Versorgungsengpässen entgegenzuwirken. Die Schweizerische Energie-Stiftung SES begrüsst die angekündigten Massnahmen, hält dieses Vorgehen jedoch als klar zu kurzsichtig und ohne Bezug zu den langfristigen Zielen des Bundes in der Klimapolitik. Sie ruft den Bundesrat auf, Massnahmen zum kurz- und mittelfristigen Ersatz von russischem Erdgas, Uran und Öl zu ergreifen und dieses durch nachhaltige, einheimische Energieformen zu ersetzen.

Der Bundesrat versucht möglichen Gasengpässen mittels zugekaufter Gasspeicher und alternativer Gaslieferanten zu begegnen. Er geht davon aus, dass die Versorgungsprobleme nur temporär bestehen werden. Dabei vergisst der Bundesrat, dass solche Preis- und Versorgungsschocks einen nachhaltigen Strukturwandel initiieren können. Die Schweiz hat sich im Grundsatz dazu verpflichtet, aus den fossilen Energien auszusteigen. Mit geeigneten Massnahmen kann die aktuelle Situation nicht nur Bürde, sondern auch Chance für den Ausstieg sein.

Sofortprogramm gegen Gasengpässe nötig

Bei der Verringerung der Abhängigkeiten von ausländischen fossilen Energiequellen und deren Ersatz durch nachhaltige, einheimische Energiequellen hat die Schweiz in den letzten Jahren kaum Fortschritte gemacht. Die Quittung erhalten wir dieser Tage drastischer und höher als gedacht: Knapp die Hälfte der Gasimporte, dazu rund die Hälfte des hierzulande verbrauchten Urans sowie ein kleinerer Anteil der Öl- und Erdölprodukte sind akut gefährdet.

Bundesrat Guy Parmelin hat kürzlich zur Senkung der Temperatur in Wohnräumen im Schweizer Fernsehen aufgerufen und hat damit angedeutet, wie die Abhängigkeit von ausländischem Gas schnell reduziert werden kann: beim Verhalten der Bevölkerung und Wirtschaft. Die SES fordert den Bundesrat auf, die bis zum nächsten Winter verbleibende Zeit für Sofortprogramme bzw. dringliche Massnahmen zu nutzen. Dabei soll der Strukturwandel hin zu einer anhaltenden Loslösung aus den fossil-nuklearen Abhängigkeiten im Zentrum stehen.

Die SES fordert einen Drei-Punkte-Plan

1. Anreize für Energieeffizienz und energiesparsames Verhalten

  • Verpflichtung sämtlicher Schweizer Gasversorger zur Einführung von Anreizsystemen zur Senkung des Gaskonsums in privaten Haushalten, Unternehmen und der Industrie;
  • Initiierung von Anreizsystemen und Beratungen für Home Office in Dienstleistungsbetrieben zur Senkung des Raumwärmebedarfs in Bürogebäuden ab der nächsten Heizperiode;
  • Einführung von Anreizsystemen zur Installation von energiesparender Gebäudetechnik;
  • Sensibilisierungskampagne für tiefere Raumtemperatur im Winter und Kühlmassnahmen ohne Klimageräte im Sommer.

2. Sofortmassnahmen für den Ausstieg aus fossilem Gas

  • Sofortprogramm für die Installation von Wärmepumpen und Solarthermie-Anlagen mittels Investitionsbeiträgen sowie einem Kreditsonderprogramm;
  • Vorzug und Beschleunigung von geplanten Biogasanlagen sowie Fern- und Nahwärmenetzen von Privaten und Gemeinden durch Sonderfinanzierungen.    

3. Mittelfristige Sicherung der Energieversorgung

  • Beschleunigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien (insbesondere der Solarenergie), um Gas als Primärenergiequelle zu substituieren;
  • Abschluss von langfristigen staatlichen Power-to-Gas-Lieferverträgen aus erneuerbaren Energien mit Ländern mit hohem Potenzial für erneuerbare Energien;
  • Staatliche Sicherung von Materiallieferungen im Bereich Wärmepumpen und Solarenergie mit inländischen und ausländischen Lieferanten;
  • Sofortige Initiierung von Ausbildungsprogrammen in Zusammenarbeit mit den kantonalen Bildungsinstituten in den Bereichen Planung und Installation insbesondere in den Bereichen Wärmepumpen und Solarenergie.


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