Atomstrom müsste massiv teurer sein.

Kostspielige Überraschungen sind nicht berücksichtigt. Die Risikokosten werden nicht von den Betreiber:innen selbst getragen, sondern auf den Staat respektive die Steuerzahlenden abgewälzt. Denn angesichts des hohen Schadenpotenzials sind Atomkraftwerke unterversichert.

Studien beziffern die potenziellen Schadenssummen für einen nuklearen Unfall in der Schweiz auf 88 bis 8’000 Milliarden Franken (Bundesrat, 2021). Versicherungen wollen dieses Risiko eines Atomunfalls nicht decken. Die Haftpflichtdeckung der Schweizer AKW beträgt lediglich 1,5 Milliarden Euro. Versicherungen können ein solches Risiko nicht decken. Die private Haftpflichtdeckung der Schweizer AKW beträgt lediglich 1.2 Milliarden Euro. So kommen nach einem Unfall nicht die AKW-Betreiber für die Schäden auf, sondern die Steuerzahlenden. Entsprechend sind die Risikokosten beim Atomstrom nicht adäquat berücksichtigt und der eigentliche Preis liegt um ein Vielfaches höher

Die Kosten für Stilllegung, Rückbau und Entsorgung des Atommülls werden unterschätzt.

Die Betreiber:innen sind für deren Deckung verantwortlich und unterhalten hierzu den Stilllegungs- und Entsorgungsfonds (Stenfo). Die eigentlichen Kosten der heute betriebenen Schweizer AKW – die Kosten der Nachbetriebsphase, der Stilllegung und der Abfallentsorgung – sind jedoch noch weitgehend unbekannt. Bislang werden sie alle fünf Jahre neu geschätzt und zwar von swissnuclear, dem Dachverband der Schweizer AKW-Betreiber. Dass dieser ein Interesse daran hat, die Kosten nicht allzu hoch einzuschätzen, liegt in der Natur der Sache.

AKW-Investitionen sind Risikogeschäfte.

Das benötigte Kapital ist mit rund 10 Milliarden Franken sehr hoch, die Planungs- und Bauzeit sehr lange, in der Schweiz könnte ein neues AKW frühestens in 20 Jahren Strom liefern. Nimmt man die aktuellsten Erfahrungen mit AKW-Bauprojekten in Europa als Grundlage, ist Strom aus neuen AKW schon heute deutlich teurer als Strom aus erneuerbaren Quellen. Beispielhaft sind hierzu die neuen EPR-Projekte des französischen Stromkonzerns EDF, die mit jahrelangen Verzögerungen und Kostenexplosionen kämpfen. Potenzielle politische Unsicherheiten bergen ein zusätzliches Investitionsrisiko: Ein gravierender Unfall kann zu einem politisch motivierten Atomausstieg führen, bevor die Grossinvestition amortisiert ist. Gleichzeitig führt der Zubau erneuerbarer Kapazitäten dazu, dass Atomstrom immer weniger rentabel wird. Entsprechend bezeichnen die Grossbank UBS oder die Wirtschaftsprüfer:innen von Standard&Poor’s das Risiko für private Investoren als zu hoch. Zudem lehnen heute auch die Schweizer AKW-Betreiber:innen in ihren Unternehmensstrategien neue AKW-Beteiligungen oder gar Neubaupläne ab.

Die SES sagt:

Mit Blick auf die verdeckten Kosten ist Atomstrom viel zu günstig. Auch mit den Stilllegungs- und Entsorgungsfonds werden sich die Kosten dafür nicht decken lassen. Damit schlussendlich nicht die Steuerzahler:innen, sondern die AKW-Betreiber die Entsorgungskosten bezahlen, müssen die Beiträge in den Entsorgungsfonds massiv erhöht werden.

Leiterin Fachbereich Atomenergie

Stephanie-Christine Eger

Leiterin Fachbereich Atomenergie
+41 44 275 21 20
stephanie.eger@energiestiftung.ch

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