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Deutschland schaltet ab. Ein historisches Ereignis mit Signalcharakter?

Fabian Lüscher,

Nach jahrelanger Debatte und Planung schaltet Deutschland am 15. April 2023 seine letzten Atomkraftwerke ab - ein energiepolitischer Meilenstein. Nun wird es Zeit, dass die Schweiz nachlegt.

Mit der Stilllegung der letzten drei Reaktoren reduzieren sich die nukleare Umweltbelastung und das Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung massiv. Ob der wichtige Schritt jenseits der Grenze Signalwirkung entfaltet, wird sich noch zeigen.

Unbehelligt vom Ende der deutschen Atomstromproduktion steigt direkt an der deutschen Grenze zur Schweiz eine Dampfsäule aus dem Kühlturm des AKW Leibstadt auf. Das Kühlwasser aus dem Fluss passiert hier innert kürzester Zeit bereits das zweite AKW – nur wenige Kilometer Flussaufwärts liegt Beznau, wo der älteste aktuell noch betriebene Reaktor der Welt steht. Der deutsche Atomausstieg endet unmittelbar an der Staatsgrenze. Für die Bevölkerung im deutsch-schweizerischen Grenzgebiet bleibt zu hoffen, dass sein Beispiel Schule macht.

Allerdings sucht man in der Schweiz vergeblich nach konkreten Ausstiegsplänen. Vielmehr haben sich hier in der energiepolitischen Debatte deutlich verlängerte AKW-Laufzeiten wie von Zauberhand normalisiert. Heute spricht die Schweizer Atombranche wie selbstverständlich von 60 Volllastjahren für ihre schon jetzt überalterten Reaktoren. Es braucht deshalb mehr denn je Druck aus der Zivilgesellschaft, um die immer weiter verlängerten Atomrisiken zu benennen und zu bekämpfen.

Keine Abhängigkeit von veralteten Atomreaktoren

Der Ausstieg aus der Atomenergie ist kein einfacher oder geradliniger Prozess – weder in Deutschland noch in der Schweiz. Er erfordert sorgfältige Planung, Koordinierung und Investitionen in neue Infrastrukturen und Technologien. Letztlich bringt der geplante Übergang zu erneuerbaren Energien deutlich mehr Vorteile als die verlängerte Abhängigkeit von veralteten Atomreaktoren.

Ein wichtiger nächster Schritt kann mit einem Ja zur Abstimmung zum Klimaschutzgesetz am 18. Juni getan werden. Gerade im Ersatz von umweltschädlichen Elektro- und Fossil-Heizungen liegt ein entscheidender Schlüssel für den Umbau des Energiesystems – eines Energiesystems, das künftig ohne Atomstrom auskommen wird. Es ist an der Zeit, auch in der Schweiz den endgültigen Ausstieg zu planen statt klammheimlich immer weiter zu verzögern.

Leiterin Fachbereich Atomenergie

Stephanie-Christine Eger

Leiterin Fachbereich Atomenergie
+41 44 275 21 20
stephanie.eger@energiestiftung.ch



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