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Das Stromabkommen: Zentral für die Stromversorgung der Schweiz

Daniel Daester,

Strom kennt keine Landesgrenzen und sucht sich immer den Weg des geringsten Widerstands. Die Schweiz ist mit 41 Grenzleitungen in das europäische Stromnetz eingebunden. Ohne Zusammenarbeit gibt es keine stabile Stromversorgung, deshalb ist ein Stromabkommen dringend notwendig.

Symbolbild mit Solarzellen und Stromleitung
Bild: shutterstock

Im Winter kann sich die Schweiz nicht vollumfänglich selbst mit Strom versorgen; diese Lücken müssen Kraftwerke im Ausland füllen. Im Sommer hingegen, wenn die Speicherseen voll sind und die Sonne scheint, exportiert die Schweiz überschüssigen Strom. Die stabile Stromversorgung in der Schweiz basiert auf einem ständigen Austausch von Strom und von Informationen zwischen den Produzenten und Netzbetreibern in ganz Europa.

Darüber hinaus fliesst eine beträchtliche Menge Strom, die gar nicht in der Schweiz konsumiert wird, wie auf Transitachsen durch die Schweiz. Das verdeutlicht die zentrale Bedeutung der Zusammenarbeit mit den Netzbetreibern, Verbänden und Gremien im Strombereich in ganz Europa – sie setzen Standards und entwickeln die Netze weiter. Aber Swissgrid ist aktuell von zentralen Gremien ausgeschlossen.

Kleine Schwankungen mit grosser Wirkung

Die Balance ist entscheidend für den sicheren Betrieb des Stromnetzes. Die Kraftwerke müssen genau so viel Strom produzieren, wie verbraucht wird. Denn nur wenn die Balance stimmt, schwingt der Wechselstrom in den Leitungen mit genau 50 Hertz. Fällt unerwartet ein Kraftwerk aus, sinkt die Frequenz unter 50 Hertz, und der Netzbetreiber muss sofort reagieren. Passiert dies, muss Swissgrid unverzüglich die fehlende Leistung bei einem Kraftwerk anfordern.

Diese Schwankungen werden zunehmen, nicht zuletzt, weil der Anteil an PV- und Windenergie steigt und die Stromerzeugung dezentraler und wetterabhängiger wird. Um diese Schwankungen auszugleichen, braucht es wiederum sogenannte Regelenergie. Dafür gibt es in Europa drei grosse Plattformen, über welche die Regelleistungsanbieter aus ganz Europa ihre Flexibilität den Netzbetreibern zur Verfügung stellen. Swissgrid kann nicht darauf zugreifen, da die Schweiz ausgeschlossen ist. Ein Stromabkommen würde dies ändern.

Blindflug im Transitverkehr

Wenn Frankreich Strom nach Deutschland liefert, fliesst etwa ein Drittel des gesamten Volumens durch die Schweiz – ohne dass Swissgrid im Voraus davon weiss. Das ist eine enorme Belastung für das hiesige Stromnetz, auf die Swissgrid in Echtzeit reagieren muss. Mit einem Stromabkommen wäre die Schweiz automatisch in die Planungen miteinbezogen. Für die Sicherheit des Netzbetriebs in der Schweiz wäre dies von grossem Vorteil.

Daniel Daester

Senior Communication Manager Swissgrid



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