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Kein Atommülllager ohne Atomausstieg

Luca Fasnacht, Jean-Jaques Fasnacht,

Ähnlich wie bei der Klimakrise hinterlassen wir mit der Atomkraft künftigen Generationen eine unverantwortliche Bürde. Daher dürfen wir nicht weiter auf diese Technologie setzen.

«The eyes of all future generations are upon you.» – So rief Greta Thunberg und mit ihr die «Friday for Future»-Bewegung uns allen die politische Verantwortung für die Erde ins Bewusstsein. 2022 brennen erneut grossflächig Wälder, verdunsten ganze Flüsse, während unsere Gletscher zerrinnen – die Erde ächzt unter der menschenverursachten Hitze. Doch anstatt konsequent gegenzusteuern, indem wir aus fossilen Energien aussteigen und erneuerbare Energie zubauen, liebäugeln manche mit einem Revival der Atomkraft.

Seit nunmehr 28 (Jean-Jacques) bzw. 15 Jahren (Luca) haben wir uns intensiv mit Problemen der Lagerung des jahrhunderttausendelang strahlenden Atommülls auseinandergesetzt. Dutzende sicherheitsrelevante Fragen bleiben bis heute offen, wissenschaftlich ungeklärt oder behördlich abgeblockt. Kurz vor Bekanntgabe des Standorts, an dem die Nagra ein Endlager errichten möchte, gilt es, die sechs fundamentalsten Punkte nochmals festzuhalten:

  • Erstens: Die Endlagerung von Atommüll ist weiterhin ungelöst. Weltweit laufen zurzeit 440 Atomkraftwerke und noch kein einziges Endlager ist in Betrieb.
  • Zweitens: Die Suche nach einem Atommülllager überfordert die Schweizer Demokratie. So wurde das Mitspracherecht der direkt betroffenen Bevölkerung kurzerhand abgeschafft. Das Projekt muss nicht dort überzeugen, wo es realisiert wird – es wird einfach durchgesetzt.
  • Drittens: Atomkraft geht immer auf Kosten anderer. Wir entscheiden heute für morgen und treten letztlich den Abfall mitsamt allfälligem Bau eines Lagers an unsere Nachkommen ab, die kein Quant Atomstrom je verbraucht haben werden.
  • Viertens: Es bleiben enorme Nutzungskonflikte im Untergrund – seien es die Nutzung von Geothermie oder der Schutz unserer lebenswichtigen Wasservorkommen im Untergrund. So würden im Zürcher Weinland die Lagerstollen in das sensible Gebiet der grössten strategischen Trinkwasserreserve des Kantons Zürich gebaut, in dem auch nutzbare Tiefengrundwässer liegen. Dabei gilt es angesichts des dramatischen menschengemachten Klimawandels mit Hitze, Trockenheit, Dürre und Wassermangel, dieser lebenswichtigen Ressource grösste Sorge zu tragen.
  • Fünftens: Nach wie vor werden Atommülllager nach dem Prinzip «aus den Augen aus dem Sinn» geplant. Wer so handelt, handelt unethisch und gegen die Sicherheit kommender Generationen.
  • Sechstens: Atomkraftwerke und Atommüll sind und bleiben hochgefährlich. Die Unberechenbarkeit möglicher Risiken wird unter dem Einfluss des Klimawandels nur zunehmen.

Die sechs Punkte machen klar: Mit jedem Tag, an dem AKW weiterlaufen, vergrössert sich die historische Schuld gegenüber unseren Nachkommen. «The eyes of all future generations are upon you.» – uns genügen die vor Lebensfreude funkelnden Augen unserer Kinder und Enkelkinder, um zu wissen, dass es ein Atommülllager nur zur Bedingung des Ausstiegs aus der Atomenergie mit all ihren Risiken geben darf.

Luca Fasnacht

Luca Fasnacht

Vater, Mitglied der Regionalkonferenz Zürich Nordost

Jean-Jacques Fasnacht

Jean-Jacques Fasnacht

Grossvater, Vater, Ko-Präsident KLAR! Schweiz, Vize-Präsident PSR/IPPNW und Mitglied der Regionalkonferenz Zürich Nordost



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